Kindliche Stimmstörungen können funktionelle oder organische Ursachen zugrunde liegen.
Funktionelle Stimmstörungen: sind die häufigsten Stimmstörungen – ca. 90% aller kindlichen Stimmstörungen. Buben sind davon häufiger betroffen als Mädchen (3:1).
Organische Stimmstörungen: 40-50% aller Stimmstörungen sind organische Veränderungen – Knötchen (Verdickungen auf den Stimmlippen), 10-30% sind Stimmlippenzysten und Polypen. Häufig entstehen Stimmstörungen aufgrund von Entzündungen (Kehlkopf, Rachen-, Mandelentzündungen) – die aber nach dem Abheilen der Entzündungen wieder verschwinden. Wird allerdings keine Stimmruhe eingehalten und die Stimme bei der Entzündung übermäßig eingesetzt, dann können hieraus chronische Stimmstörungen entstehen. Sie können aber auch sekundär durch einen falschen Gebrauch der Stimme (zu lautes und/oder zu langes Sprechen) entstehen.
Kindliche Stimmstörungen machen sich z.B. durch länger anhaltende Heiserkeit – ohne akuten Infekt bemerkbar. Die Stimme ist wenig belastbar und kann manchmal ganz wegbleiben. Stimmstörungen bei Kindern entstehen meist durch einen übermäßigen oder falschen Stimmgebrauch, oder auch durch stimmliche Vorbilder oder Idole, die nachgeahmt werden.
Der falsche und übermäßige Stimmgebrauch kann zwar Ursache einer Stimmstörung sein, hat aber auch meist eine psychosoziale Ursache.
Die Stimme klingt rau und gepresst oder kraftlos und hauchig. Die Kinder klagen über Missempfindungen im Hals oder sie husten oder räuspern sich häufig. Heiserkeit bei Kindern wird häufig durch Phonationsverdickungen ausgelöst, die aufgrund von funktionellen Dysphonien entstehen. Um das 7. Lebensjahr kommt es oft zu kindlichen Stimmstörungen, da die Kinder aufgrund der Einschulung in ihrer Freizeit besonders lebhaft und laut sind.
Stimme und Stimmung sind stark miteinander gekoppelt, deswegen können schwierige Familiensituationen, Geschwisterrivalitäten, Aggression, Frustration oder Ängstlichkeit als Auslöser für eine kindliche Stimmstörung sein.
Bei funktionellen Stimmstörungen spielen psychosoziale Einflussfaktoren eine große Rolle – diese Erkenntnisse fließen in die logopädischen Therapieverfahren mit ein. Die Familie und das soziale Umfeld werden dabei mit einbezogen und so versucht, die äußeren Einflussfaktoren positiv zu beeinflussen. Der Erfolg der Therapie hängt stark von der Motivation und dem Leidendruck des Kindes und der Eltern ab.
In der logopädischen Therapie wird dem Kind erklärt, wie Stimmgebung funktioniert, welche Einflüsse die Atmung hat, welche Stimmklänge gesund oder ungesund sind. Übungen zur Körper- und Stimmwahrnehmung, zur Entspannung und Regulation von Bewegung und Haltung und Übungen zur Veränderung des eigenen Verhaltens, sollen zur Integration geübter Veränderungen und einem gesunden Stimmgebrauch führen.