Der Stimmwechsel (Mutation) ist eine normale Veränderung in der Entwicklung der kindlichen / jugendlichen Stimme während der Pubertät. Der Stimmwechsel vollzieht sich meist zwischen dem 10. und 13. Lebensjahr und dauert zwischen 6 und 24 Monate. Auffälligkeiten außerhalb dieses Zeitfensters sollten HNO-ärztlich abgeklärt werden.
Vor dem Stimmwechsel kann man die Stimmen von Mädchen und Buben kaum unterscheiden. Während des pubertären Wachstumsschub kommt es bei Buben zu einer hormonell gesteuerten Kehlkopfvergrößerung und einer Senkung der Sprechstimme um fast eine Oktave. Mädchen bemerken ihren Stimmwechsel meistens nicht, da ihre Stimme um etwa eine Terz absinkt. Bei Buben macht sich der „Stimmbruch“ oft durch einen vorübergehend heiseren und rauen Stimmklang sowie durch ein unwillkürliches Umkippen und Überschlagen der Stimme nach unten oder oben bemerkbar. Die Symptome können individuell sehr unterschiedliche ausgeprägt sein.
Beschwerdebild
Das Absenken der Sprechstimmlage kann durch eine verstärkte Anspannung der Stimmlippen unbewusst verhindert werden, ganz fehlen oder im Vergleich zur normalen Stimmveränderung zu wenig ausgeprägt sein. Die Folge ist dann eine ungewöhnlich hohe Stimme.
Bleibt die Stimme kindlich hoch, spricht man von einer „Mutationsfistelstimme“ und bei einer mäßig erhöhten Stimmlage von einer „lavierten Mutationsstimmstörung“.
Das funktionelle Beibehalten der kindlichen Stimmlage kann möglicherweise auf mangelnde Selbstwahrnehmung und psychische Faktoren zurückzuführen sein (unbewusste Ablehnung des Erwachsenwerdens, verstärkte Elternbindung). Organische Mutationsstörungen sind sehr viel seltener (hormonelle Störungen, genetische Erkrankungen, Missbildungen). Eine persistierende Kinderstimme ist auf ein vermindertes Kehlkopfwachstum bedingt durch einen ausgeprägten Mangel an Geschlechtshormonen zurückzuführen.
Therapie / Methode
Die Stimmtherapie hängt von der Ursache der Störung ab und benötigt verschiedene Fachdisziplinen, die gemeinsam einen individuellen Therapieplan erstellen. Die Indikation für eine Therapie ergibt sich durch den individuellen Leidensdruck. Stimmstörungen bei Kindern und Jugendlichen müssen aber auf jeden Fall ernst genommen werden.
Auf logopädischer Ebene wird ein individueller Therapieplan erstellt, der die Ziele transparent macht und differenziert. Das Miteinbeziehen des sozialen Umfeldes des Kindes/Jugendlichen ist von besonderer Wichtigkeit.
Oft helfen schon wenige Stimmübungen, die zeigen, wie die „neue“ an das Kehlkopfwachstum angepasste Stimme klingen kann und wie sie gebildet wird. Videoanalysen können dabei die eigene Wahrnehmung unterstützen. Von Anfang an wird versucht, die Therapieinhalte (gesteigerten Leistungsfähigkeit, mittlere Sprechstimmlage, Modulationsfähigkeit, erweiterter Stimmumfang) für den Alltag integrierbar zu machen.